Die multimodale Verknüpfung und Ergänzung bestehender Verkehrssysteme ist eines der zentralen Mobilitätsthemen im urbanen Raum. Ein Beispiel dafür sind Seilbahnen für den öffentlichen Nahverkehr: Während diese in Europa bislang kaum genutzt werden, sind sie in asiatischen oder mittel- und südamerikanischen Metropolen bereits ein fester Bestandteil des jeweiligen Verkehrsnetzes. Europäischen Städte entdecken nun auch vermehrt das Potenzial von Seilbahnen als eine ergänzende und entlastende Mobilitätslösung, wie etwa in Form der Linie Câble 1 (C1), die gerade im Großraum von Paris realisiert wird. Dort plant der Seilbahnhersteller Doppelmayr/Garaventa zusammen mit verschiedenen Experten für Infrastrukturplanung, Landschaftsgestaltung, Tiefbau und Architektur ein urbanes Seilbahnprojekt in der Region Île-de-France. Die Linie Câble 1 (C1), die 2025 in Betrieb gehen soll, wird dazu vier verschiedene Gemeinden im Département Val-de-Marne mit einem Einzugsgebiet von circa 20.000 Einwohnern und etwa 6.000 Arbeitsplätzen miteinander verbinden.
Als Mobilitätslösung bieten Seilbahnen einige Vorteile: Sie haben einen geringeren Flächenverbrauch als Schienen- oder Straßenverkehrsanlagen und eine kürzere Bauzeit. Gleichzeitig können sie schwierige Topografien und Hindernisse überbrücken. Durch die Nutzung einer unabhängigen Verkehrsebene über dem Nullniveau werden sie nicht durch Verkehrsstaus beeinträchtigt und sind in kurzen Zeitintervallen verfügbar. Hinzu kommen im Verhältnis zu anderen Verkehrssystemen wie Straßenbahn und Metro geringe Investitions- und Betriebskosten sowie die Möglichkeit, Seilbahnen mit der umfassenden digitalen Automatisierung aller Betriebsvorgänge weitgehend autonom zu betreiben. Das zeigt sich am Beispiel der Linie Câble 1 (C1), die südöstlich des Pariser Stadtzentrums auf einer Gesamtlänge von 4,5 Kilometern verlaufen wird. Die Trasse folgt dabei auf drei Viertel ihrer Länge einer Regionalstraße parallel zu einer TGV-Bahnstrecke sowie dem Flusslauf der Marne und erzeugt neue Verbindungen, da sie über bestehende Hindernisse einfach hinwegschweben kann. Sie erweitert so den öffentlichen Nahverkehr, indem sie in Form von fünf Stationen an weitere öffentliche Verkehrsmittel wie Metro, Bus oder Regionalbahn anschließt.
Ziel ist es, die angrenzenden Quartiere besser in das bestehende öffentliche Verkehrsnetz der Region zu integrieren, da verschiedene quer verlaufende Bus- und Regionalbahnlinien dadurch verknüpft werden können. Dies bringt eine erhebliche Verbesserung des ÖPNV-Angebots für die dort lebenden Menschen und gleichzeitige Reisezeitverkürzung für die Pendler. Die Linie Câble 1 (C1) ist auf 3,2 Millionen Passagiere jährlich ausgelegt, wobei Zehn-Personen-Kabinen barrierefrei pro Stunde und Richtung 1.600 Passagiere befördern sollen. Sie zeigt so exemplarisch auf, wie ein multimodaler Ansatz in der Verkehrsplanung aussehen kann, um Städte in ihrer Entwicklungsfähigkeit zu unterstützen. Dazu zählt auch die sinnvolle Kombination unterschiedlicher Verkehrsmittel, um Synergien zu erzeugen: Indem man sich von vorhandenen Verkehrslinien löst und nach neuen Verbindungen sucht, kann ein nahtloserer Übergang zwischen den einzelnen Transportmitteln entstehen. Dadurch werden, wie im Fall der Linie Câble 1, neuralgische Verkehrsschwerpunkte entschärft und das bestehende Verkehrssystem entlastet.
Diesem Thema geht Doppelmayr/Garaventa auch im Rahmen der internationalen Fachmesse für Verkehrstechnik InnoTrans vom 20. bis 23. September 2022 in Berlin nach. Dort lädt der Seilbahnhersteller am Mittwoch, 21. September 2022, um 16:00 Uhr auf seinen Messestand in Halle 2.2/450 zum Diskussionsforum “Mobility for the Future” ein. Themen sind unter anderem die Mobilität der Zukunft aus Betreibersicht sowie die Herausforderungen bei der Planung und Umsetzung von verkehrlichen Infrastrukturprojekten mit multimodalen Lösungsansätzen aus Sicht des Planers. Dazu hat Doppelmayr/Garaventa verschiedene Experten eingeladen: So wird etwa der Mobilitätsdienstleister Transdev Verkehr GmbH, die Anforderungen eines Verkehrsbetriebs an die Mobilität der Zukunft erörtern, während Drees & Sommer über die Herausforderungen bei der Planung und Umsetzung von verkehrlichen Infrastrukturprojekten mit neuen multimodalen Lösungsansätzen berichten wird. Reinhard Fitz, Head of International Business Development bei Doppelmayr zeigt zudem auf, wie speziell für den urbanen Raum konzipierte Seilbahn-Lösungen die Anforderungen an zukünftige Mobilitätskonzepte erfüllen können und wird zudem einen Ausblick auf zukünftige multimodale Entwicklungen geben.